Donnerstag, 7. Juli 2011

Zurückgezogenheit

Was macht den Unterschied aus zwischen Zurückgezogenheit und Einsamkeit. Ja - Zurückgezogen leben bedeutet, daß es gewählt ist, daß es gewünscht und gemocht wird, während Einsamkeit sich als Wort irgendwie schon kalt und traurig anhört.

Wenn ich mit Leuten darüber spreche, ob sie weiter "draußen" leben könnten, so meinen die meisten, nein das wäre zu weit weg. Zu einsam, es wäre ja nichts los. Also sie würden sich einsam fühlen.

Wenn ich mir allerdings meinen Vater anschaue, dann würde ich ihn als zurückgezogen bezeichnen - aber niemals als einsam. Er ist ein Eigenbrödler, der gerne mit sich und seinem Haus und seinem Garten alleine ist. Jahrzehnte lang hat er mit Jugendlichen gearbeitet und nun ist er tagein tagaus Zuhause - und ich glaube zurückgezogen und nicht einsam.

Vielleicht möchte ich auch manchmal zurückgezogen leben. Wieder mehr von den Dingen umgeben, die die Natur und das Leben einem geben und schenken. Mehr darauf konzentriert, das Leben selber zu gestalten und zu lenken. So fühlt man sich manchesmal als Mutter von einer Gesellschaft gelenkt und geführt - ohne das man vieles beeinflussen kann. Man kann woanders hinziehen aber dennoch wird es wohl nicht die Form der Zurückgezogenheit sein, sondern vielleicht sogar eher die Form der Einsamkeit, die auf einen zukommen mag...

Ich mag es zum Beispiel überhaupt nicht mit vielen Leuten mir den Strand oder den Wald zu teilen, sollte man gar nicht denken, gehöre ich doch zu den extrovertierten Personen, die allen etwas an die Backe labern kann, einfach nur um nicht NICHTS zu sagen. Ja ich kann mich mit den Leuten unterhalten und alle um mich herum fallen schon langsam in Schamesröte, ob meiner Dreistigkeit, Leute einfach anzuquatschen. Dennoch empfinde ich solche Personen in meiner direkten Umgebung, wenn ich Zurückgezogenheit empfinden möchte als anstrengend, als störend und hinderlich. Zuhause ist für mich eine kleine Abgeschiedenheit, die zwar mal durch Besuch gestört werden darf, aber ansonsten gerne ein Cocoon ( wie schreibt man das im Deutschen?????) um mich herum aufgebaut ist.

So ein Gefühl entsteht auch in diesem von mir genähten Tipi-Zelt. Es ist klein und es muffelt ein wenig nach feuchtem Zeltstoff, es ist für mich aber der Inbegriff der Zurückgezogenheit, der Geborgenheit, der Nostalgie. Ja - wieder nahe der Natur und dennoch abgeschottet von anderen ( Geräuschmäßig natürlich nicht - nur gefühlsmäßig ).
So auch diese Blume, die von meiner Freundin als Elfenglocken bezeichnet wurde. Da stelle ich mir vor, wie dort drinnen die Elfen wohnen mögen, sich hineinverkriechen in die helllila Blüten und sich dort an ihrer Zurückgezogenheit freuen...

Was emfindet ihr bei dem Wort der Zurückgezogenheit - oder was empfindet ihr als Einsamkeit???
Sind die Grenzen dabei sehr eng beieinander, oder doch weit entfernt?

Liebe Grüße Tinki

3 Kommentare:

  1. Ich glaube ich bei mir hält es sich die Waage, ich bin sehr gerne alleine, brauche dann aber nach einer Weile auch wieder viel Trubel ;o).Habe ich genug Trubel gehabt, brauche ich dann aber auch dringend die "Einsamkeit", dann gehe ich nicht ans Telefon und mache keine Verabredungen.Hmmm, wenn ich es also recht betrachte brauche ich "Wellen" ;o),Hin und Her und Hin und Her,ein sanftes schaukeln, dann fühle ich mich wohl ;o)!Und in deinem Tipi würde ich es auch toll finden ;o)!Viele, liebe Grüße,Petra

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  2. Dein Post hat mich heute den Tag über beschäftigt.
    Seit meine Kinder aus dem Haus sind, bin ich manchmal alleine, fühle mich aber nicht einsam.
    Andererseits kann ich mich unter Menschen einsam fühlen.
    Ich denke, es hat mit der eigenen Einstellung zu tun.
    Wenn ich mich einsam fühle, muß ich aktiv werden, denn in meinem Kokon werde ich nicht glücklich werden.
    Andererseits kann dieser Kokon ein Ort des regenerierens sein, Energie tanken, Ideen reifen lassen, des intensiven erlebens.
    Es hängt alleine von meinem Empfinden ab.
    Zur Wellentheorie kann ich nur zustimmen.
    Nach einer turbulenten Phase wünsche ich mir eine ruhige Phase, in der ich sortieren und entspannen kann.
    Leider schaffe ich es nie bis zur Langeweile. ;o)
    Liebe Grüße
    Petra

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  3. Ich glaube, ich empfinde das genau so, wie du es beschreibst. Wer zurückgezogen lebt, der zieht sich aktiv zurück (was oft negativ besetzt wird, dieses "sich zurückziehen", asl wäre es eine Flucht oder so... aber selbst eine Flucht empfinde ich nicht unbedingt immer als etwas schlechtes, muss ich sagen...). Wer einsam ist, ist nicht unbedingt glücklich über sein Allein-Sein, sondern fühlt sich unvollkommen und hadert mit seinem Zustand. Deine Gedanken kommen mir so bekannt vor, Tinki! Genau das frage ich mich auch: wo ist die Grenze im realen Leben zwischen Zurückgezogenheit und Einsamkeit? Merkt man von Anfang an, wenn man sich zurückzieht, ob man eines Tages einsam sein wird dort? Ist es überhaupt so, dass der Mensche einsam wird... oder kann die Natur ihn füllen? Ich glaube, bei dir ist es gut, dass du das zurückgezogene Leben jetzt schon quasi proben kannst. Indem du an deinem haus baust, dort schläfst, ein wenig Zeit verbringst und dann immer mehr... Schwer finde ich es, wenn man so knall auf Fall entscheiden muss, ob ein Ort zu abgelegen... zu einsam ist... oder genau richtig zurückgezogen... Wahrscheinlich ist die Grenze fliessend, und immer abhängig vom Herzen und Gemüts-Zustand eines Menschen. Und von den Möglichkeiten, mal schnell eben in die Gesellschaft zu fliehen, mit dem Auto, dem Bus, per Telefon... Ich denke, wenn das fehlt, dann fühlt man sich viel schneller gefangen als wenn man weiss im Hinterkopf, dass da doch noch Menschen in der "Nähe" wären, für den Fall wenn...
    Ich wünsche dir viel Weisheit, Tinki!
    Bora

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